PLANUNGSBEREICH:
Der EUR-Distrikt (Esposizione Universale di Roma) ist der Bereich der Weltausstellung 1942, welche jedoch aufgrund des zweiten Weltkrieges nie stattfand. Neben monumentaler faschistischer Architektur und modernen Businessgebäuden findet man hier neben einem See und dem dazugehörigen Park auch wichtige Verbindungsstraßen vor. Das Stadion, welches zu den Olympischen Spielen 1960 erbaut wurde, bildet den südlichen Abschluss des Distrikts.
Da es aufgrund der Vielzahl an sich gegenüberstehenden Nutzungsanforderungen kein einheitliches Orientierungskonzept gibt, lobte die Stadt Rom in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Architektenverband und dem Italienischen Lichtplanerverband einen Internationalen Ideenwettbewerb aus.
KONZEPT:
IRE FORTITER QUO NEMO ANTE IIT: „Mutigen Schrittes dorthin gehen, wo niemand zuvor war“
Im Gegensatz zu damaligen Zeiten ohne Straßenbeleuchtung, in denen der Raum allein durch den Schein der eigenen Fackel oder Laterne erhellt wurde, ist es heutzutage finanziell und technisch möglich, die gesamte Stadt ins Licht zu tauchen. Es entsteht ein regelrechter Wettkampf des Lichtes, sodass die einzelnen Elemente im Lichtermeer in der Bedeutungslosigkeit versinken. Der städtische Himmel verschwindet unter einer großen Dunstglocke aus Lichtsmog. Dabei wird weder auf energetische Belange Rücksicht genommen, noch auf die biologischen Bedürfnisse von Mensch und Tier nach Dunkelheit.
Die Grundidee des Designkonzeptes beruht daher auf dem Leitsatz, Licht nur dort einzusetzen, wo es tatsächlich gebraucht wird und konsequent dort zu negieren, wo es als Störquelle wirkt. Das Konzept stützt sich also einerseits auf die geschickte Ansteuerung der Leuchten, und andererseits auf eine sehr wirkungsvolle und subtile Lichtgestaltung, die den Bedürfnissen aller Nutzer gerecht wird.
In gekürzter Form:
So werden historische Gebäude und Landmarken beispielsweise so in Szene gesetzt, dass sie aus der Distanz gut sichtbar sind, doch in der Nähe nicht blenden. Auch wird die Beleuchtung des Nahbereiches nur dann sanft zugeschaltet, wenn sich tatsächlich auch Nutzer dem Gebäude nähern.
Bürogebäude hingegen, die tagsüber meist in ihr Inneres blicken lassen, werden auch nachts dezent aus dem Innenraum heraus beleuchtet. Dabei wird die bestehende Beleuchtung in Fassadennähe gedimmt eingesetzt, sodass die Hochhäuser über alle Geschosse hinweg als sanft schimmernde Einheit erkennbar sind.
Die Beleuchtung von Fußwegen erfolgt in einem warmen Orange-Ton, der sich von der Architekturbeleuchtung farblich etwas absetzt. Zudem erhalten die Leuchten grundsätzlich eine niedrige Lichtpunkthöhe, um vor dem Hintergrund monumentaler Bauten ein Gefühl der Sicherheit und Mensch-Bezogenheit zu vermitteln. Durch Präsenzmelder werden nur diejenigen Bereiche beleuchtet, in deren Nähe sich Nutzer befinden.
Während Anlieger- und Nebenstraßen ohne Nutzer auf ein geringes Grundniveau heruntergedimmt werden, werden Hauptstraßen aus Sicherheitsgründen konstant beleuchtet. Dabei ist ihre Strahlungscharakteristik auf die Geometrie der Straße ausgelegt, um versehentliche Lichtkegel an benachbarten monumentalen Gebäuden zu verhindern und gleichzeitig Blendung zu vermeiden. Durch die energetisch sinnvolle Umlenkung aller Strahlungsanteile auf die Zielfläche, genügen für die Straßenbeleuchtung geringere Wattagen.
Plätze werden umso heller beleuchtet, je mehr Menschen sich in ihnen aufhalten.
Der Park ist zum Schutz der Tier- und Insektenwelt ebenfalls in Dunkelheit getaucht. Erst bei Präsenz dimmt die Beleuchtungsanlage im Nutzerumkreis sanft herauf und weist ihm den Weg bis zu den nächsten Kreuzungspunkten und Aufenthaltsbereichen.
Während alle Leuchten in höchstem Maße blendungsbegrenzt sind, erfolgt die Ausleuchtung der Wege zudem unterhalb der Augenhöhe. Spaziergänger können so den Blick auf die Stadt genießen, ohne durch störende Lichtpunkte abgelenkt zu werden. Im Uferbereich befinden sich die Leuchten zudem uferseitig, sodass etwaige Streulichtanteile durch die rückseitigen Hecken aufgefangen werden können. Leuchten und Lichtpunkte sind somit auch nachts vom gegenseitigen Ufer aus nicht sichtbar.
AUSZEICHNUNG: FINALIST DESIGN
Das eingereichte Lichtdesign-Konzept von Diana Gehder & Tatiana Bibikova wurde von der Jury in den Kreis der Finalisten gewählt.