Für das alljährliche Kulturfestival „Lights in Nynäshamn“ in der gleichnamigen schwedischen Hafenstadt wurde im Jahre 2009 eine temporäre Lichtinstallation für die Stadtkirche entwickelt.

Das 1930 erbaute Backstein-Gebäude ist nicht nur das Wahrzeichen von Nynäshamn, sondern auch ein wichtiger Orientierungspunkt, der von weiten Teilen der Stadt aus, sowie von offener See gut sichtbar ist. An seiner Stelle befand sich zuvor ein Leuchtturm, der den Seefahrern als verlässlicher Navigationspunkt diente.

Im Bestand ist die Kirche nachts weitestgehend unbeleuchtet, abgesehen von vereinzelten freistrahlenden Mastleuchten, die mit Natriumdampf-Hochdrucklampen bestückt sind. So wird die Kirche räumlich undefiniert und in verfälschendem orangem Licht angestrahlt, welches der historischen Bausubstanz nicht gerecht wird.

Die Herausforderung der temporären Anstrahlung bestand darin, die Kirche so zu beleuchten, dass einerseits die Kirche während des Festivals als weitläufig sichtbarer Orientierungspunkt wahrgenommen wird, gleichzeitig aber die Installation mit einfachen Mitteln und geringem Aufwand umzusetzen ist.
Eine Begehung der Kirche im Zuge des Festivals war jedoch nicht vorgesehen.

 

KONZEPT:

Die Grundidee des Installation besteht darin, einerseits die charakteristischen Eigenheiten des Gebäudes hervorzuheben, gleichzeitig jedoch die Eigenschaften eines Leuchtturms wiederzuerlangen.

Anstatt also die gesamte Kirchenfassade vollflächig anzustrahlen, werden allein der prominente Kirchturm mitsamt Turmspitze, die Holzkreuze an der Kirchenfassade, sowie der markante und weitläufig sichtbare Eingangsbereich beleuchtet. Um dem Auge des Betrachters dennoch ein einheitliches Gesamtbild zu bieten, erhält die Fassade zusätzlich einen subtilen horizontalen Lichtschimmer unterhalb der Fensterreihe, welcher die einzelnen Gebäudeelemente miteinander verbindet.
Ergänzend zur eigentlichen Kirchenbeleuchtung ist auch der Sockel, ein umlaufender Mauerring, in bläulichem Licht inszeniert, um so einerseits die Kirche zu „erden“, also eine Verbindung zum umgebenden Raum zu schaffen, gleichzeitig jedoch auch eine klare Abgrenzung zu den umgebenden Grünflächen zu ermöglichen.

Das eigentliche Highlight der Anstrahlung jedoch wird erst ersichtlich, sobald die Turmglocke läutet: Dann nämlich öffnen sich die Schallläden und offenbaren das blau schimmernde Innere der Glockenstube, das den Klang der vollen Stunde visuell unterstreicht.
Dieser Effekt entfaltet vor allem aus der Distanz seine Wirkung, sodass die Kirche gerade in entfernten Winkeln des Kulturfestes wie ein Leuchtturm auf dem Hügel thront.

 

TECHNISCHE INFORMATIONEN:

Da eine Dimmung der Installation nicht nötig ist, werden ausschließlich Leuchten mit Halogen-Metalldampf-Lampen und geringer Wattage verwendet, welche nicht nur wenig Energie verbrauchen, sondern zudem eine sehr gute Farbwiedergabequalität besitzen und somit das natürliche Erscheinungsbild der Backsteinfassade unverfälscht wiedergeben. Allein für die geschützt Glockenstube werden Leuchtstofflampen verwendet, welche den Innenraum gleichmäßig ausleuchten, ohne nach außen hin Blendung zu erzeugen. Für die blaue Farbgebung kommen hitzeresistente Farbfilter zum Einsatz.
Aus Einsparungs-Gründen gelang es, das Konzept so zu vereinfachen, dass nur 14 Leuchten benötigt wurden, sodass sich das gesamte System zügig innerhalb von nur einer Stunde installieren bzw. deinstallieren ließ.

 

Das Licht-Festival wird jährlich von der Stadt Nynäshamn organisiert, in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Architekturbeleuchtung der Technischen Universität Stockholm.

 

  • Projekt: Lights in Nynäshamn 2009
  • Ort: Nynäshamn, Schweden
  • In Kooperation mit: Alkiviadis Alexakis, Andika Pradana, Orquidea Vara, Uthayan Rajah
  • Fotos: Andika Pradana www.andikapradana.com